Impingement-Syndrom

Wenn es eng wird in der Schulter

Das sog. Impingement-Syndrom (deutsch „Schulterengpasssyndrom“) ist eine der häufigsten Ursachen für Schmerzen und Bewegungseinschränk­ungen in der Schulter. Es verursacht vor allem bei Bewegungen der Schulter nach oben, bei Innendrehung sowie Überkopfarbeiten oder -sport Schmerzen.

Diese sind zu Beginn der Erkrankung meist schwächer, können allerdings durch weitere Überlastung oder Verletzungen deutlich zunehmen. Spätestens jetzt, wenn es aufgrund der Schmerzen zu starken Bewegungs­einschränkungen kommt, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Im folgenden Text erfahren Sie was das Impingement-Syndrom genau ist, wie man es therapiert, und was die Chancen und Risiken der unterschiedlichen Therapieverfahren sind.

Definition

Was ist das Impingement-Syndrom?

Das Impingement-Syndrom ist eine der häufigsten Erkrankungen der Schulter. Bei diesem Krankheitsbild kommt es durch die Einengung des Raumes zwischen Schulterdach (Acromion) und Oberarmkopf zu einer mechanischen Druckwirkung auf Sehnen, die hier entlang verlaufen. Am häufigsten betroffen ist die Supraspinatussehne.

Meistens entsteht diese Verengung aufgrund einer anatomischen Normvariante des knöcherneren Schulterdaches aber auch von Verschleiß, d.h. durch langjährige Belastung der Schulter in eher höherem Lebensalter. Begünstigend für das Auftreten der Erkrankung sind Überkopfarbeiten (handwerkliche Tätigkeiten, Gartenarbeit etc.) oder Überkopfsportarten (z.B. Tennis, Handball, Volleyball welche altersunabhängig auftreten können. Grund für die Einengung des Raumes unterhalb des Schulterdachs sind hier oft einseitige Belastungen der Muskulatur.

Verschiedene Ursachen für ein Impingement-Syndrom

Verschleißbedingt können zusätzlich über viele Jahre z.B. Knochensporne am Schulterdach entstehen, die den Raum einengen. Eine andere Ursache für das Syndrom kann auch ein verdickter Schleimbeutel sein. Dieser entsteht ebenfalls aufgrund von Reizungen und langanhaltenden Entzündungsreaktionen durch Über- und Fehlbelastung aber auch durch das bestehende Platzproblem. Zusätzlich kann ein abgenutztes Schultereckgelenk eine sekundäre Impingement- oder Enpgasssituation für die Supraspinatussehne auslösen.

Durch die resultierende Enge zwischen Schulterdach und Oberarmkopf, werden beim Heben der Arme nach vorne und zur Seite (vor allem zwischen 90 – 120 Grad) die Sehne und der Schleimbeutel eingeklemmt und Schmerzen ausgelöst. Auch in Ruhe oder in der Nacht beim Liegen auf der betroffenen Schulter können Schmerzen im Schultergelenk ausgelöst werden.

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Therapie

Welche Therapieoptionen gibt es bei einem Impingement-Syndrom?

Zu Beginn eines Impingement-Syndroms wird zunächst mit einem konservativen (d.h. nicht invasiven) Therapieansatz begonnen. Sind die Schmerzen akut aufgetreten, ist kurzfristig zunächst die Schonung des Gelenks wichtig, um die Sehne nicht weiter zu überlasten und die bestehende Entzündung zu reduzieren. Wichtig ist, dass das Gelenk hierbei nicht vollständig ruhiggestellt wird, da sich die Symptomatik dadurch weiter verschlechtern kann.

Langfristiges Ziel der konservativen Therapie ist es, die Symptome des Impingement-Syndroms wie Bewegungseinschränkungen und Schmerzen zu verbessern bzw. zu lindern. Das erfolgt unter dem Ausnutzen des natürlichen Reserveraums des Schultergelenkes und der Verbesserung der Positionierung des Schulterblattes am knöchernen Brustkorb um den Gleitraum der Sehnen zu erweitern.

Nach der Entzündungshemmung kann Krankengymnastik unterstützend durchgeführt werden. Die engen räumlichen Verhältnisse selbst können durch die konservative Therapie jedoch nur geringfügig verbessert werden.

Noch einmal zusammengefasst sind die wichtigen Bausteine der konservativen Therapie eines Impingement-Syndroms:

  • Schonung (im akuten Zustand)
  • Schmerz- und entzündungshemmende Therapie mit sog. NSAR (nicht steroidale Antirheumatika, z.B. Ibuprofen oder Diclofenac)
  • Lokale peritendinöse (auf die Sehne aufgebrachte) Hyaluronsäureinjektionen zur Regeneration der mechanisch irritierten und aufgerauten, entzündeten Sehne welches mit einem Cortisonpräparat kombinert wird, um den entzündeten Schleimbeutel zu behandeln.
  • Bei Beteiligung des Schultereckgelenkes können in das Gelenk eingebrachte Cortisonspritzen die Beschwerden lindern. Dabei sollte unterstützend Akupunktur und pulsierende Magnetfeldtherapie zusätzlich entzündungshemmend und abschwellend sowie schmerzlindernd eingesetzt werden.
  • Abschließend kann Krankengymnastik die so erzielte Verbesserung stabilisieren.

Was sind die Vor- bzw. Nachteile von operativen gegenüber konservativen Verfahren?

Mithilfe der sog. NSAR (Ibuprofen oder Diclofenac) können die Schmerzen gelindert, und den durch das bestehende Engpassyndrom resultierenden Reizzustand der Sehne und die damit verbundene  Entzündungsreaktion an der Sehne eingedämmt werden.

Hoch wirksam sind Therapieansätze, welche direkt lokal vor Ort versuchen das bestehende Problem, Entzündung von Sehne und Schleimbeutel, zu behandeln. Nur dadurch können weitere Maßnahmen sinnvoll ergänzend zum Einsatz kommen.

Ziel ist es hierbei, die Entzündung im Schleimbeutel zu eliminieren und die Sehne wieder zu beruhigen und zu regenerieren, da sie durch den permanenten Entzündungsreiz in Ihrer Struktur geschädigt werden kann und vor allem angeschwollen ist und somit das Engpasssyndrom verstärkt. Die Wirkung wird durch das Einbringung eines Schutz- und Regenerationspräparates, der sogenannten peritendinösen Hyaluronsäure, auf den Sehnenspiegel erreicht. Um einen Ping-Pong-Effekt mit dem entzündeten Schleimbeutel zu vermeiden und dessen Entzündung zu eliminieren wird der Injektion ein Cortison-Präparat zu gefügt.

Bei einem sekundärem Impingment durch eine Entzündung und Abnutzung im Schultereckgelenk werden insgesamt 3 Injektionen, Ultraschall gestützt in das Gelenk durchgeführt. Dadurch werden Schmerzen und Schwellung reduziert. Gleichzeitig bewirken die pulsierende Magnetfeldtherapie eine Entzündungshemmung des Gelenkes und die Akupunktur, welche durch das Magnetfeld in Ihrer Wirkung verstärkt wird, eine Schmerzlinderung.

Kommt es trotz intensiver konservativer Therapie nicht zu einer Besserung der Beschwerden und liegt eine knöcherne Einengung des Subacromialraumes (Raum zwischen knöchernem Schulterdach und oberarmkopfüberdachender Muskelmanschette) vor, sollten unbedingt die Ursache des Engpass-Syndroms behoben werden. Dies erfolgt mithilfe einer Operation.

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Ablauf einer subacromialen Dekompression

Ziel der Operation ist die Wiederherstellung eines ausreichend großen Raumes zwischen Schulterdach und Acromion, um der Sehne und dem Schleimbeutel auch in der Bewegung nach oben ausreichend Platz zu bieten. Dadurch werden die Symptome nachhaltig gemildert. Es wird eine sogenannte subacromiale Dekompression (lat. Dekompression = Druckentlastung) durchgeführt. Die Operation wird minimalinvasiv als sog. Schlüssellochoperation oder Arthroskopie durchgeführt. 

1. Über einen kleinen Schnitt erfolgt zunächst die Untersuchung des Schultergelenkes um eventuell zusätzliche Veränderung, welche den Schmerzzustand mit auslösen können, zu erkennen und bei der Operation gleichzeitig mitzubeheben.

2. In einem zweiten Schritt erfolgt die Untersuchungen des Raumes zwischen knöchernem Schulterdach und Oberarmkopfüberdachender Muskelmanschette bis hin zum Schultereckgelenk. Der entzündete Schleimbeutel wird entfernt und die knöchernen Strukturen in Ihrer Form dargestellt.

3. Danach erfolgt kontrolliert unter Sicht der Erweiterung des Sehnengleitraumes mit unterschiedlichsten Instrumenten. In der Regel wird dies über 3-4 kleine, ca. einen Zentimeter lange, Hautschnitte erreicht.

Durch die arthroskopische subacromiale Dekompression entsteht im subacromialen Raum wieder ausreichend Platz. Die Supraspinatussehne wird anschließend nicht mehr eingeklemmt und der Bewegungsradius des Schultergelenkes wird deutlich vergrößert.

Chancen & Risiken

Was kann ich mir von einer Operation versprechen? Wo liegen die Risiken?

Die Entscheidung für oder gegen eine Operation muss immer individuell zusammen mit dem behandelnden Arzt getroffen werden. Hierbei spielen die eigene Krankheitsgeschichte, der Zustand des Schultergelenks und die Symptome ein Rolle und sollten in die Entscheidung mit einbezogen werden.

Generell ist eine arthroskopische subacromiale Dekompression, wie sie in diesem Fall durchgeführt wird, mit eher geringen Risiken verbunden. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und Erfahrungswerte des Operateurs können Komplikationen während der Operation auftreten (z.B. Blutungen in die Gelenkkapsel oder Infektionen des Gelenks). Komplikationen bei einer arthroskopischen subacromialen Dekompression kommen jedoch eher selten vor.

Vorteil der Operation ist, dass der Raum unterhalb des Acromions (sog. subacromialer Raum) durch die Operation erweitert werden kann, was zu einer spürbaren Verbesserung der Symptome führt. Es ist die einzige Möglichkeit die Ursache der Beschwerden eines Impingement-Syndroms langfristig zu beseitigen. Um einen optimalen Therapieerfolg zu erreichen, ist es jedoch sinnvoll, die Operation in ein umschließendes Therapiekonzept einzubinden.

Vor- & Nachbereitung

Was muss ich vor bzw. nach der Operation beachten? Kann ich mich auf die Operation vorbereiten?

Bei einem Termin in unserer Schultersprechstunde werden Sie zunächst noch einmal genau untersucht. Außerdem werden der Krankheitsverlauf und ihre aktuellen Beschwerden erfragt. Anschließend werden die aktuellen bisher durchgeführten bildgebenden Untersuchungen der Schulter beurteilt und in einer Zusammenschau aller Untersuchungsergebnisse eine Empfehlung für oder gegen eine Operation ausgesprochen.

Ist eine Operation notwendig, bekommen Sie unsere Operationsaufklärungsmappe ausgehändigt. Darin sind alle notwendigen und nun folgenden Schritte noch einmal ausführlich erklärt und beschrieben und Sie werden durch den Zeitraum vor, während und nach der Operation von uns begleitet.

Ihr großer Vorteil ist es, dass Sie immer vom gleichen Arzt betreut werden, dieser ebenfalls die Operation durchführt, und somit kein Informationsverlust auftreten kann und Sie immer bestens gut aufgehoben sind.

Spezifische operationsbedingte Risiken, sowie der genaue Ablauf der Operation werden in einem aufklärendem Vorgespräch mit dem Operateur besprochen. Ein weiteres aufklärendes Gespräch findet vor der Operation mit dem Narkosearzt (Anästhesist) statt. Hier erfahren Sie alles zu den möglichen Arten der Narkose und ihren Nebenwirkungen.

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Wenige Nachwirkungen dank ambulanter Behandlung

Die arthroskopische subacromiale Dekompression kann ambulant durchgeführt werden.

Sie können in den meisten Fällen am Tag der Operation wieder nach Hause gehen. Hier sollten Sie den Arm zunächst schonen und ruhig halten. Außerdem sollten Sie etwas gegen die nach einer Operation auftretenden Schmerzen einnehmen (z.B. Ibuprofen oder Diclofenac), sowie das Schultergelenk kühlen. Das Tragen einer Schiene oder eines Verbandes (z.B. Gilchrist-Verband) ist nicht notwendig.

Wichtig nach der Operation sind eine sich langsam steigernde, an den Schmerz angepasste Physiotherapie. Diese sollte direkt im Anschluss an den Eingriff beginnen und möglichst schon vor dem Operationstermin vereinbart sein.

Zeitplan nach der Operation

  • Nach ca. einer Woche können normale Alltagsaktivitäten (Kochen, Einkaufen etc.) mit der betroffenen Seite wieder aufgenommen werden.
  • Nach ca. drei Wochen ist (je nach Berufsbild) ein Wiedereinstieg in den Beruf möglich. Wie lange Sie insgesamt im Beruf ausfallen hängt von Ihrer Tätigkeit und dem Erfolg der Nachbehandlung ab.
  • Um eine gute Heilung der durch die Operation eröffneten Unterseite des knöchernen Schulterdaches zu gewährleisten, sollten für insgesamt 6 Wochen nach der Operation aktiv keine Überkopfarbeiten durchgeführt werden, da sonst ein Reizzustand der Schultergelenkkapsel entstehen kann, welcher zu einer deutlichen Verlängerung der Wiederherstellungsphase der vollen Schultergelenksbeweglichkeit führen kann.
  • Sportliche, Schultergelenk belastende Aktivitäten sollten erst bei vollständiger Belastungsfähigkeit und Schmerzfreiheit wieder aufgenommen werden, in der Regel ab der 10. bis 12. Woche nach der Operation.

    Hierzu können Sie individuell Rücksprache mit ihrem nachbehandelnden Arzt halten.

Die nach der Operation anstehenden Untersuchungen und die Entfernung der Fäden am 14. Tag nach dem Eingriff können bei uns in der Praxis durchgeführt werden. Hierfür werden bereits im Vorfeld Termine mit Ihnen vereinbart.

Sollten Sie in den ersten zwei Wochen nach der Operation Fieber entwickeln oder eine Rötung an der Operationswunde bemerken, melden Sie sich bitte umgehend telefonisch in unserer Praxis.